Zu mir selbst

Foto von Markus Bauer

Seit acht Jahren lebe ich jetzt in Leipzig. Ich kann gleich vorwegschicken: all die Jahre habe ich – auf welche Art auch immer – als Arbeitspsychologe gearbeitet, die meiste Zeit ironischerweise mit Arbeitslosen. Angefangen hat alles beim Privatinstitut Dr. Matz. Hier wurden mir die überlangen Reflexionsphasen abgewöhnt, die man als Uni-Absolvent zwangsläufig im Gepäck hat. „Überflüssiger Ballast“, meinte mein damaliger Chef und hat mir beigebracht, Aufgaben zügig anzugehen und ebenso zügig abzuschließen. Mir hat das sehr gefallen und ich war froh, das Larvenstadium des Studiums endlich hinter mir zu lassen. Disziplin, Sorgfalt, solide Planung – das waren meine Entwicklungspunkte bei Matz. Weiter ging es dann beim tbz Leipzig. Hier hat mir meine frisch erlernte Selbstorganisation viel gebracht. So konnte ich fundierte praktische Kenntnisse in der Diagnostik entwickeln. Ich fand stabile Rahmenbedingungen vor und eine klar definierte Tätigkeit. Das schätze ich bis heute sehr. Psychologische Arbeit wird leicht zum Irrgarten, wenn nicht von vorn herein klar ist, worum es gehen soll. Ein interessantes Projekt lockte mich dann zur L2 agentur für taten. Hier war vor allem meine Lernbereitschaft gefragt. Ich musste mich weiter entwickeln in Richtung Beratung und mit Kollegen aus anderen Fachdisziplinen eng zusammen arbeiten. Ohne gesunde Wissbegier und ein gerütteltes Maß an Sachorientierung wäre mir das nicht gelungen. Obwohl man mir nachsagt, ich wäre kaum auf mein Image bedacht und hätte so gut wie keine Aufstiegsorientierung, wurde ich nach einer Weile Teamleiter und konnte ein Quäntchen Führungserfahrung sammeln. Danach habe ich als freier Mitarbeiter beim BBW Leipzig und im Schulmuseum ein neues Feld für mich fruchtbar gemacht: die Teamentwicklung. Die Moderation von Gruppenprozessen erforderte eine ausgleichende und integrierende Vorgehensweise. Einzelne Gruppenmitglieder mussten gezielt unterstützt werden und gegenüber den Vorgesetzten war oft Diplomatie erforderlich. Und gerade die unterirdischen Magmakammern einer Gruppe erfordern beinahe seismischen Spürsinn. Seit einziger Zeit schon arbeite ich jetzt im Seminarhaus für die Wirtschaft Leipzig, wo auch „Map Finding“ entstanden ist. Hier gewährte man mir den nötigen Spielraum zur Entwicklung meines eigenen Beratungskonzeptes. Es vereint all die Kompetenzen und Erfahrungen, die ich den Jahren zuvor gewinnen konnte, also Diagnostik, Beratung und Moderation. Ich erlebe die Arbeit hier als sehr sinnvoll und gerate hin und wieder in echten Flow, jüngst selbst bei der statistischen Evaluation meines Ansatzes. Und wenn es soweit ist, muss der zurück gelegte Weg gut gewesen sein. In der Tat, es waren schöne Jahre.